77 Millionen US-Bürgern haben Schulden
Gemäß eines Berichtes der US-Denkfabrik Urban Institute haben mehr als 77 Millionen Bürger in den Vereinigten Staaten Rechnungen nicht beglichen, die mehr als ein halbes Jahr überfällig waren, und nun von Inkassofirmen eingetrieben werden. Das auf wirtschaftliche und sozialpolitische Forschungen spezialisierte Institut stützt sich in seiner Untersuchung auf Kreditdaten der Wirtschaftsauskunftsdatei TransUnion.
Jeder Dritte US-Amerikaner mit überfälligen Schulden
Die Forscher des Urban Institute suchten in den Daten von TransUnion gezielt nach Kreditkarten-, Arzt- und Stromrechnungen sowie Unterhaltszahlungen, die so lange überfällig waren, dass die Gläubiger Inkassofirmen mit der Durchsetzung ihrer Interessen beauftragt hatten. In den USA ist das möglich, wenn die Forderung mehr als 180 Tage überfällig ist. Dabei kamen sie auf eine Zahl von mehr als 77 Millionen Schuldnern in den USA – das entspricht mehr als einem Drittel der US-Konsumenten. Das Ergebnis stützt eine zehn Jahre alte Untersuchung der Federal Rerserve. Diese ergab, dass damals Inkassofirmen bei mehr als 36,5 Prozent aller US-Amerikaner um die Durchsetzung überfälliger Forderungen kämpften. Das Niveau der unbezahlten Rechnungen variierte laut Urban Institute stark und reichte von 25 bis zu 125.000 US-Dollar, wobei der Median bei 1.350 US-Dollar lag.
Junge US-Amerikaner und der Süden der USA besonders stark betroffen
Wohnort und Alter beeinflussen die Verschuldung und das Schuldenrisiko deutlich. So haben besonders viele Bürger im Süden der Vereinigten Staaten überfällige Schulden. In den Bundesstaaten Nevada sowie South Carolina ist fast jeder zweite Einwohner betroffen, womit die Quote hier deutlich über dem Landesdurchschnitt liegt. Zudem müssen rund die Hälfte aller US-Amerikaner im Alter von 22 bis 33 Jahren rund 50 Prozent ihres monatlichen Einkommens für die Begleichung von Kreditkartenschulden, Studentenkrediten und Hypotheken ausgeben.
Langfristig vielfältige negative Konsequenzen für Schuldner
Überfällige Schulden und die Beauftragung eines Inkassounternehmens haben in mehrfacher Hinsicht negative Folgen für den Schuldner – und zwar auch dann, wenn die Inkassofirma gar kein Geld eintreiben kann. Bei den skizzierten Schulden erfolgt nämlich ein Eintrag in die Kreditdatei des Schuldners, der sieben Jahre lang gespeichert wird. Das erschwert nicht nur das Aufnehmen neue Kredite, sondern sorgt auch dafür, dass der Kreditnehmer, selbst wenn er ein Darlehen erhält, höhere Zinsen zahlen muss, weil Kreditgeber ein höheres Risiko vermuten. Ein Eintrag kann es Betroffenen sogar erschweren, eine Arbeitsstelle zu finden. So droht ein Teufelskreis der Verschuldung.